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Die offene Stadt

Thema: Wandlung und Anpassung

…die Halbwertzeit städtebaulicher Konzepte liegt heute bei ca. zehn Jahren. Das Zulaufen urbaner Entwicklungsgebiete hingegen kann bis zu 30 Jahre betragen. So sind neue Stadtfelder in der Regel schon vor ihrer Fertigstellung nachbesserungsbedürftig. Die notwendigen Revisionen, die die Anpassungsfähigkeit der Städte an den gesellschaftlichen Wandel spiegeln, gestalten sich jedoch umso problematischer, je größer die einzelnen Entwicklungsfelder sind…

Phänomen: Indifferenz

…hinzu kommt eine immer stärkere Differenzierung der Bebauungsfelder in sogenannte Themenstädte, die gezielt einzelne Bedürfnisgruppen marktorientiert befriedigen, sich jedoch oftmals einer Integration in die vorhandene Stadtlandschaft entziehen (Wohnen mit Kindern, Residenz am Fluß, ökologisches Leben, Technologiezentrum, Zukunftspark, Erlebniswelt etc.). Die Stadt zerfällt zunehmend in klinisch reine Rudimente, die aufgrund ihrer ausschließlichen Selbstbezogenheit dem konkreten Ort jede Identität rauben: das Ereignis Themenstadt kann per se überall stattfinden, der spezifische Ort spielt für das einzelne Ereignis keine Rolle mehr…

Ziel: Eine offene Stadt

…Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, eine Methodik zu entwerfen, die unterschiedlichsten Ereignissen an einem Ort die Möglichkeit der Entfaltung bietet. Wenn heute singuläre Ereignisse fast überall stattfinden können, so soll der konkrete Ort Stadt wieder offen werden für jedes einzelne von ihnen, um nicht in der Indifferenz einer periphären Ereignisstreuung zu verschwinden. Als Ergebnis soll kein „nachbaubarer“ Entwurf stehen, sondern ein vielschichtiger, gleichwohl offener Prozeß auf den Weg gebracht werden, der durch seine räumliche Begrenzung (alles an einem Ort) Spannung erzeugt, Verantwortung einklagt und schließlich Identität stiften könnte – ein Stück Stadt…

Methode: Fläche + Qualität

…dazu wird das Planungsgebiet mit unterschiedlichen Feldern belegt: ein Band bschreibt die Richtung der Entwicklung (Zeit), Bebauungsfelder markieren die Grenzen der jeweiligen Wachstumsschübe (Körper), ein Netz erschließt (Bewegung), Zwischenräume schaffen notwendige Zäsuren (Raum), schließlich sichern Feld und Hof den Bestand (Geschichte). Dies sind die Grundlagen, auf denen zukünftige Ereignisse stattfinden werden. Neben ihrer zweidimensionalen Ausdehnung und Verteilung werden den Feldern unterschiedliche Eigenschaften zugewiesen, die Ereignisse jenseits der Architektur schützen und fördern sollen: eine Aussage zur Bebauung wird nicht getroffen. Das konkrete Ereignis Architektur ist zwar zu einem späteren Zeitpunkt retrospektiv sehr genau darstellbar, bis dahin jedoch nur als metaphorisches Bild existent…

Resultat: Bilder

…die Simulation der Zukunft anhand von modellhaften Prognosen erscheint heute schwieriger denn je: überall geschehen Ereignisse, die man sich zuvor nicht vorstellen konnte und solche, die man sich noch vorstellen kann, treten nicht ein. Die Stadt mag ein solch unvorhersehbares Ereignis sein; ihre architektonische Gestalt entsteht durch den Austausch von Argumenten aller Beteiligter, gepaart mit Zufälligkeiten und geprägt vom Zeitgeist. Das Dilemma des Planers – der diesen Prozeß nicht simulieren kann, gleichzeitig jedoch verbindliche Aussagen über eine zukünftige Entwicklung treffen soll – wird hier als Chance verstanden, durch abstrahierte Bilder eine allgemeine Grundlage zu formulieren, die als Plattform für eine konkrete Gestaltungsdiskussion dienen kann: das einzelne Architekturereignis erhält somit die Möglichkeit, den stadtgestalterischen Prozeß grundlegend zu beeinflussen…

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Planungsgeschichte

Die Stadt Krefeld beabsichtigt für das Planungsgebiet Hüls Süd–West eine verfahrensrechtliche Festsetzung als städtebauliche Entwicklungsmaßnahme (§§ 165 ff. BauGB). Sie ermöglicht es den Städten und Gemeinden, den Bodenpreis für einen Entwicklungsbereich frühzeitig einzufrieren, das Gebiet zu erwerben und nach Abzug von Erschließungs- und Ersatzflächen erneut zu veräußern oder selbst zu bebauen. Dadurch bietet sich die Chance, neue städtebauliche Thesen jenseits rein marktwirtschaftlicher Kriterien zu formulieren.

Topografie

Die für die Planung grundlegenden Parameter Wasser, Wald, Feld, Siedlungsgebiet und Erschließung werden als Folien verstanden, auf denen sich Ereignisse in die dritte Dimension entfalten. Die Darstellung ihrer Gestalt im Raum ist hingegen nur retrospektiv möglich (siehe links). Eine Differenzierung zwischen Natur- und Kulturraum erscheint hinfällig, da natürliche Strukturen kaum noch vorhanden sind (Flöhtbach und geologische Bruchkante entlang der Inratherstraße).

Öffentliche Achse

Das Band beschreibt die Entwicklungsrichtung des Stadtwachstums. Seine Impulse erhält es durch ein hybrides Verkehrsband, auf dem alles erlaubt ist, was dem Fortkommen dient. Besetzt wird es von gemeinschaftlichen Ereignissen. In welcher räumlichen Form sich diese artikulieren, kann nur die Architektur beschreiben, die das Band begleiten/besetzen/ überschneiden wird: die städtebaulichen Thesen der einzelnen Felder übertragen ihren jeweiligen Öffentlichkeitsbegriff auf ein Stück des Bandes und verleihen dem urbanen Geschehen eine zeitgemäße Kulisse. Dabei werden die so inszenierten Ereignisse auf dem Band als temporäre Installationen einer sich wandelnden Öffentlichkeit verstanden.

Baufelder

Die Bebauungsfelder formulieren Zeitabschnitte des Stadtwachstums. Zugleich beschreiben sie Ereignisfelder für zeitgenössische urbane Thesen: ihre räumliche Gestalt wird sich aus den konkreten Erfordernissen der zukünftigen Bauvorhaben ergeben. Dabei wirken die Quartiersplätze verbindend und geben den jeweiligen Feldgruppen eine Identität. Da eine Aussage über das Wachstum des Entwicklungsgebietes nur sehr eingeschränkt möglich ist, definiert jede Feldgruppe zugleich eine vorläufige Grenze des Siedlungsbereiches – eine Zäsur, die eine Korrektur oder Neuinterpretation der Stadtidee ermöglicht.

Fugen

Die Zwischenräume werden zunächst als grüne Freiräume beschrieben. Sie unterstreichen die Identität der einzelnen Felder und vergrößern die Siedlungsrandbereiche (planungsrechtlich sind sie als Ausgleichsflächen zu betrachten). Darüber hinaus bieten sie ein internes Flächenpotential, das sowohl für eine Nachbesserung der in den Feldern realisierten baulichen Thesen genutzt werden kann, als auch – bei fortschreitendem Wachstum – feldübergreifende Funktionen aufnehmen soll, deren Realisierung zu einem früheren Zeitpunkt wenig sinnvoll erscheinen.

Feld und Hof

Feld und Hof haben Hüls nachhaltig geprägt und sind heute ein fester Bestandteil des Ortsbildes. Die Integration der bestehenden Hofanlagen in das Bebauungskonzept erscheint somit selbstverständlich, da es nicht zuletzt die Geschichte des Ortes ist, die einen Identifikationsprozeß in Gang setzt und städtische Entwicklungen begreifbar macht. (So verweist beispielsweise das lineare Aufkommen landwirtschaftlicher Betriebe entlang der heutigen Bruckersche bzw. Inrather Straße auf eine geologische Bruchkante, in deren Windschatten sich die Höfe ansiedelten)

Interne Erschließung

Die Wegeführung innerhalb der einzelnen Felder (gestrichelt) ist von der Art der späteren Bebauung abhängig. Dabei können die drei großen Feldgruppen als autonome Verkehrssysteme realisiert werden, da sie jeweils über mindestens einen Anschlusspunkt an das übergeordnete Wegenetz Südumfahrung – Venloer Straße – Kempener Straße verfügen. Die das Planungsgebiet prägende Hauptachse ist für den MIV nur partiell zugängig. Sie dient als Verbindung zwischen dem nördlich angrenzende Wohnquartier und den einzelnen Feldgruppen und könnte später bis zur Kempener Allee fortgeführt werden: ein 25 Meter breites hybrides Verkehrsband bietet dort Raum für alternative Verkehrsmittel (IV)und nimmt eine ÖPNV-Trasse auf.

Die Idee

…des Planers entpuppt sich als eine Bebauungsvision. Sie dokumentiert die Vorstellung nur eines Beteiligten unter vielen – zudem Betroffenen –, die ihre Interessen durchsetzen möchten: ein weltschöpferischer Traum, der bestenfalls ein Szenario beschreiben kann (siehe letztes Bild) und zur Diskussion anregen soll, wenn für ein Feld konkrete Bebauungsinteressen vorliegen. Der Bebauungsentwurf war ein frühzeitiges Produkt des Entwurfsprozesses und diente als Objekt der Abstraktion, um die grundlegenden Parameter zu entwickeln. Die Schwarzpläne jeweils unten links deuten an, daß Stadtvisionen auch ganz anders aussehen können. Das dargestellte System ist zunächst offen für jedes (Architektur)Ereignis und bildet so eine Plattform, auf der sich die städtebauliche Gestalt durch das konkrete Bauvorhaben entfalten muß. Dadurch wird der Autorenschaft der einzelnen Architekturen eine Verantwortung auferlegt, die weit über das heutige Dienstleistungsverhältnis zwischen Bauherrn, Gemeinden und Architekten hinausgeht: die Verfasser sind nicht mehr nur sich selbst und dem Auftraggeber gegenüber rechenschaftspflichtig (was zwangsläufig zur Konspiration animiert), sie tragen zudem die gemeinsame Verantwortung für die Stadt und das Quartier, in dem sie tätig werden. Dabei bildet das vor Architekturereignissen geschützte Freiraumskelett ein dynamisches Regulativ, in dem es das zu Bauende konzentriert und schließlich auf schon Gebautes reagieren kann.
Im Schnittpunkt der Feldstrukturen dokumentiert eine ständige Ausstellung im Eickerhof den Wachstumsprozess, stellt neue Bauvorhaben zur Diskussion und zwingt so die Autoren, für ihre Projekte in der Öffentlichkeit einzustehen (Planungstransparenz!).
Die Baufelder innerhalb des urbanen Bandes schließlich verbleiben im Besitz der Kommune. Sie bilden zu schützende Bauflächen für das Gemeinwesen, die bei einer fortschreitenden Privatisierung kommunaler Aufgaben durchaus verpachtbar sind, letztendlich jedoch der demokratischen Kontrolle durch den Stadtrat unterliegen.

Wachstum

Die hypothetische Darstellung des Bebauungsprozesses veranschaulicht das Wachstum eines Stadtbezirkes. Da der Verlauf einer solchen Entwicklung kaum prognostiziebar ist (wie hoch ist der Siedlungsdruck in zehn Jahren, wie finanzstark werden die Kommunen sein, welche Aussage kann über die demographische Entwicklung gemacht werden etc.), stellt jeder Entwicklungsschritt gleichzeitig ein vorläufiges Ende dar. Im Zentrum der Betrachtung kann daher nicht die Realisierung einer möglichst homogenen Siedlungslandschaft stehen, sondern die verträgliche Hinzufügung neuer Architektur in den sich entwickelnden Kontext.

KREFELD, SOMMER 1999

 

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